Cicero, de officiis 85 u. 86

Die an der Spitze des Staates stehen wollen, sollen zwei Vorschriften Platons einhalten, die eine, dass sie auf den nutzen der Bürger so achten, dass sie alles, was sie tun, auf diesen (den Nutzen) beziehen und nicht an ihre eigenen Vorteile denken, die andere (Vorschrift),dass sie sich um den ganzen Staatskörper kümmern, damit sie, während sie irgendeinen Teil schützen, nicht die übrigen im Stich lassen. Denn wie eine Schirmherrschaft, so muss auch die Verwaltung des Staates zum Nutzen derer, die anvertraut sind, nicht (zum Nutzen) derer, denen sie (die Verwaltung) anvertraut ist, durchgeführt werden.

Die aber, die für einen Teil der Bürger Sorge tragen, den (anderen) Teil vernachlässigen, führen eine höchst verderbliche Sache in die Gemeinschaft ein, nämlich Aufruhr und Zwietracht; daher kommt es, dass die einen volksfreundlich scheinen, die anderen sich gerade um die Optimaten (~Adelige) zu bemühen scheinen, wenige um alle. Hieraus entstand bei den Athenern große Zwietrach (eigentl. Pl.), in unserem Staat nicht nur Aufruhr, sondern auch Verderben bringende Bürgerkriege; diese (Kriege) wird ein würdiger und tapferer Mann, der der Leitung des Staates würdig ist, fliehen und hassen, und sich ganz dem Staat widmen, und er wird weder nach Schätzen noch Macht gieren und er wird ihn (den Staat) als ganzes so achten, dass er für alle Sorge trägt. Und er wird niemanden durch falsche Anschuldigungen dem Hass oder Neid preisgeben und sich überhaupt so an Gerechtigkeit und Ehrenhaftigkeit halten, dass er , solange er das nur einhält, lieber noch so sehr Anstoß erregt und den Tod erleidet, als dass er jenes aufgibt, wovon ich sprach.