Cicero, de re publica 1, 65-67

und Scipio: „ wenn ich gesagt habe, was ich über jene staatsform , die ich am meisten billige, meine, muss ich ausführlicher über die veränderungen der staatsformen sprechen, auch wenn ich glaube, dass diese in diesem staat am wenigsten leicht sein werden (= dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass es diese in unserem staat geben wird).

die erste und sicherste veränderung des königtums ist aber jene: wenn der könig beginnt, ungerecht zu sein, geht jene Form sofort zugrunde, und jener selbe ist ein tyrann, die schlechteste (staats)form und doch der besten am nächsten; wenn diesen die aristokraten (optimaten) stürzten, hat der staat die zweitbeste form von dreien; sie ist nämlich gleichsam aus königen gebildet, das heißt eine aus senatoren gebildete ratsversammlung von ersten männern, die sich gut um das volk kümmern. wenn aber das volk von sich aus den tyrannen tötete oder verjagte, ist es mäßiger, solange es vernunft bewahrt und freut sich über seine tat und will von sich aus einen staat mit verfassung erhalten. wenn aber das volk einem gerechten könig gewalt angetan hat oder ihn seiner herrschaft beraubt hat, oder auch, was häufiger vorkommt, das blut der aristokraten gekostet (=die a. getötet) und den ganzen staat seiner willkür unterworfen hat, dann glaube nicht, dass es irgendein meer oder eine so große flamme gibt, die nicht leichter zu zu besänftigen wäre als eine in willkür (unverschämtheit) entfesselt menge!

dann geschieht jenes, was bei Platon glänzend gesagt ist, wenn ich das nur auf Latein ausdrücken kann; es ist schwierig (zu tun), dennoch werde ich es versuchen:“denn wenn“, sagt jener, „der unersättliche schlund des volkes ausgedörrt ist vom durst nach freiheit und jenes nicht besonnen gemischte, sondern allzu reine freiheit durstig getrunken hat, , weil es (das volk) schlechte berater (mundschenke) hat (eig.: benützt), dann wird es beamte und führer verfolgen, beschuldigen und sie übermächtig, könige, tyrannen nennen, außer wenn sie sehr sanft und großzügig sind und die freiheit für das volk (eig.: für es) sehr freizügig verwalten." ich glaube nämlich, dass dir dies bekannt ist." "freilich", sagte jener, "ist mir das sehr bekannt."
"Daher folgt dieses: die, die den führern folgen, werden von diesem volk verfolgt und (frei)willige sklaven genannt; die aber, die im amt ähnlich privatmännern sein wollen, und diese privaten, die bewirken, dass es keinen unterschied zwischen einem privaten und einem beamten gibt, die erheben sie mit lob und zeichnen sie mit ehren aus, sodass es nötig ist, dass in einem staat dieser art alles voll von freiheit ist, dass auch ein privathaus frei von jeder herrschaft ist und dieses übel bis zu den tieren gelangt, schließlich, dass der vater den sohn fürchtet, der sohn den vater missachtet, dass jede scham fehlt, dass sie völlig frei sind, dass es egal ist, ob jemand ein bürger oder ein fremder ist; dass der lehrer die schüler fürchtet und ihnen schmeichelt und die schüler die lehrer verachten, die jugendlichen sich ein gewicht (=macht) anmaßen wie von alten, die alten aber sich zum spiel der jungen herablassen, um ihnen (=den jungen) nicht verhasst und beschwerlich zu sein.
hieraus folgt, dass auch die sklaven sich allzu frei betragen, die ehefrauen die gleichen rechte haben wie die männer (na sowas, das ist ja richtig grauenvoll !!!) und in solcher freiheit die die hunde und sogar die pferde, schließlich die esel so frei umherlaufen, dass man ihnen vom weg ausweichen muss. (mmmh...danke lieber cicero, dass wir frauen eine reihung noch vor den hunden und eseln geschafft haben – war vermutlich eh sauer für dich !?)

fortsetzung folgt demnächst !






Cicero, de re publ. 1, 41-43

Diese versammlungen, die aus dem grund, den ich dargelegt habe, eingerichtet worden waren, legten den ersten wohnsitz an einem sicheren platz wegen der sesshaftigkeit fest. als sie diesen durch natürliche lage und künstliche befestigung eingezäunt hatten, nannten sie eine solche ansammlung von häusern landstadt oder stadt, gegliedert durch heiligtümer und öffentliche plätze. Jedes volk also, das eine solche versammlung einer menge ist, wie ich sie dargelegt habe, jedes gemeinwesen, das eine verbindung des volkes ist, jeder staat, der eine angelegenheit des volkes ist, wie ich (schon) sagte, muss nach irgendeinem plan gelenkt werden, damit er dauerhaft ist. dieser plan aber muss isch zuerst immer auf den grund beziehen, der dieses gemeinwesen hervorgebracht hat. und dann muss er einem übertragen werden oder gewissen ausgewählten oder von der mengen, nämlich von allen, übernommen werden. wenn daher die oberste macht im staat bei einem liegt, nennen wir jenen könig (im lat. gleicher wortstamm wir lenken, leiten) und diese staatsform königtum (monarchie). wenn sie aber bei ausgewählten liegt, dann sagt man, dass jenes gemeinwesen nach dem urteil der besten geleitet wird. jenes gemeinwesen aber ist die demokratie - denn so nennen sie es - , in dem alles beim volk liegt.
Und von diesen drei (verfassungs)formen ist eine jede, wenn sie diese bindende verpflichtung einhält, die zuerst die menschen in der gemeinschaft des staates verband, zwar nicht perfekt und meiner meinung nach nicht optimal, aber erträglich, aber dennoch so, dass die eine vorzüglicher als die andere sein könnte; denn ein gerechter und weiser könig, ausgewählte und führende bürger oder selbst das volk, obwohl das am wenigsten gutzuheißen ist, scheinen dennoch - wenn keine ungerechtigkeiten oder (macht)gelüste dazwischentreten - einen gewissen einigermaßen sicheren zustand gewähren. (eig.: von einigermaßen s.z. zu sein: abl. qual.)
In den königreichen aber sind die übrigen von gemeinsamem recht und beratung ausgeschlossen, und in der herrschaft der besten kann die menge kaum anteil an der freiheit haben, weil sie keinerlei gemeinsame beratung und macht hat, und wenn alles durch das volk ausgeführt wird, auch wenn es gerecht und gemäßigt ist, ist dennoch die gleichmäßigkeit selbst ungerecht, weil sie keine abstufungen der würde hat.
Wenn daher jener berühmte Perser Kyros der gerechteste und weiseste könig war, scheint mir dennoch jene lage des volkes nicht sehr erstrebenswert gewesen zu sein, da es durch den maßgeblichen willen eines einzigen geleitet wurde; wenn die bewohner von Massilia, usere klienten, durch ausgewählte führende bürger mit höchster gerechtigkeit regiert werden, ist dennoch in der lage des volkes eine gewisse ähnlichkeit mit der sklaverei; wenn die Athener zu gewissen zeiten nach beseitigung des Areopags alles ausschließlich durch entscheidungen und beschlüsse des volkes entschieden, (dann) behielt die gemeinscheft ihren typischen vorzug nicht, weil sie keine verschiedenen stufen der würde hatten (nämlich die Athener).